ZIELE


Energiekosten - Energieeinsparung

Was ist im Gebäudebestand möglich und sinnvoll? Sind die Anforderungen der EnEV übertrieben?
Zunächst ein wenig Hintergrundinformation: 1990 hat die Bundesregierung den Beschluß gefasst, 25% Kohlendioxid (CO2) bis zum Jahre 2005 einzusparen (Basisjahr 1987). Auch auf internationaler Ebene werden in den Konferenzen von Kyoto und Rio entsprechende Ziele formuliert (Globale Agenda). Allein mit hehren Absichtserklärungen lässt sich die Gefahr globaler Klimaveränderung jedoch nicht abwenden. Vielmehr muss auf allen Ebenen, d.h. auch im persönlichen Umfeld, angesetzt werden. Vor diesem Hintergrund sind gerade Anstrengungen aus dem privaten Bereich besonders zu schätzen und zu unterstützen.

Kyoto-Protokoll

Gingen frühere Wärmeschutzverordnungen allein von Anforderungen an Einzelbauteile aus, so formulierte man bei der EnEV Globalanforderungen an das Gesamtsystem Haus, was dem Ziel der Einsparung gerechter wird und auch mehr Flexibilität zulässt. Daher ist die entscheidende Größe der EnEV, die "Energiekennzahl" und bezogen auf den Primärenergieeinsatz der sogenannte "Jahres-Primärenergiebedarf". Dieser definierte Zielwert, der in Abhängigkeit zur Größe des Gebäudes steht, berücksichtigt nicht nur die energetische Qualität der Gebäudehülle, sondern auch die Effizienz der Anlagentechnik einschließlich der Warmwasserbereitung. Dabei wird keine schadstoffbezogene, sondern erstmals eine primärenergetische Bilanz erstellt. Dies bedeutet, dass nicht mehr allein der Wärmebedarf erfasst wird, sondern zusätzlich eine ökologische Bewertung von Energieerzeugung und Energieträger erfolgt. Erneuerbare Energien wie Sonne oder Holz sind beispielsweise günstiger als Strom oder Kohle eingestuft. Aus diesem ganzheitlichen Ansatz ergeben sich Chancen Gebäude ebenso wirtschaftlich wie energieeffizient zu bauen bzw. zu sanieren. Da die EnEV Wärmedämmung und Anlagentechnik gleichermaßen berücksichtigt, können Stärken und Schwächen einzelner Teile des Gesamtsystems – Gebäude - gegeneinander aufgerechnet werden, um die geforderte Zielgröße des Jahres-Primärenergiebedarfs einzuhalten. Etwas vereinfacht gesagt: Durch den Einsatz erneuerbarer Energien oder intelligenter Anlagentechnik kann Dämmung eingespart werden und bauen wird nicht verteuert. Generelles Ziel aber ist und bleibt, Gebäude so energieeffizient wie nur irgend möglich zu errichten.
Sehen Sie hierzu folgende Tabelle mit den Luftschadstoff-Mengen je Kilowattstunde
Wärme verschiedener Energierohstoffe und deren Heizwert

Energieträger Einheit Heizwert Kohlendioxid Stickoxide Schwefel
    kWh/Einheit CO2 in g/kWh NOx in g/kWh SO2 in g/kWh
Heizöl L 10,2 311 0,227 0,643
Erdgas E 10,4 247 0,200 0,157
Flüssiggas kg 12,8 272 0,260 0,110
Strom-Mix kWh 1,0 *) 683 0,583 1,111
Fernwärme HKW kWh 1,0 406 0,058 0,690
Steinkohle kg 8,7 439 0,249 2,245
Stückholz rm 2326,0 6 0,208 0,215
Holzpellets kg 4,9 43 0,799 0,680
Sonnen-Energie kWh 1,0 0 0,000 0,000
*) wegen des hohen Primärenergieaufwandes und der Fernübertrageverluste

Jede Nutzung von fossilen Energieträgern als Brennstoff verursacht die Freisetzung von CO2. Die dabei entstehende Menge an CO2 hängt zum einen von der Art des verwendeten Energieträgers ab und steht andererseits in direktem Zusammenhang mit der Menge der erzeugten Energie. So werden beispielsweise bei der Verwendung von Heizöl je erzeugter Kilowattstunde Wärme über 300g CO2 und bei der Erzeugung von Strom in Großkraftwerken für jede beim Endverbraucher entnommene Kilowattstunde etwa 700g CO2 - zum Vergleich bei Holzpellets nur 43g CO2 - emittiert. Das bedeutet, dass schon der Wechsel zu einem ökologisch günstigeren Energie-Rohstoff erhebliche Mengen an Gasen einsparen hilft, die für die drohende Klimaveränderung (Treibhauseffekt) mitverantwortlich ist.
Und was hat das jetzt mit der Energieeinsparung zu tun? Ein zentraler Ansatz der EnEV ist im Neubau das 7-Liter-Haus (entspricht einem rechnerischen Verbrauch von ca. 7 Litern Heizöl je m² beheizter Fläche im Jahr) als energieeffizientes Gebäude zum Standard zu machen. Dieses Ziel ist auch im Altbau (Faktor 10) möglich.
Die Grafik soll Ihnen zeigen, welcher Heizwärmebedarf im Altbau-Bestand vorhanden ist und welche Einsparungen wirtschaftlich bzw. energetisch  möglich und sinnvoll sind.

Und wenig Verbrauch bedeutet weniger Energieverbrauch und bei steigenden Energiekosten auch weniger Nebenkosten. Wie kann die Energieeinsparung realisiert werden? Oft weisen Gebäude Defizite in den Dämmeigenschaften der Gebäudehülle auf. Neben bloßen Verhaltensänderungen (z. B. gezieltes Lüften) sind bei Dämmungen der Gebäudehülle oft sehr schnell große Einsparungen möglich. Gerade in Kellern und auf Dachböden sind Dämmmaßnahmen oft auch durch Eigenleistung kostengünstig und mit großem Erfolg möglich.
Regenerative Energieanlagen (Sonne, Wind, Wasser, Biomasse) sind heute Stand der Technik und können in aller Regel wirtschaftlich betrieben werden. Jedoch sollte sich die Beurteilung der Möglichkeiten zur Energieeinsparung nicht allein an der Wirtschaftlichkeit orientieren. Die Wirtschaftlichkeit hängt wesentlich von Faktoren ab, die wir heute nur mit annähernder Zuverlässigkeit bestimmen können (Entwicklung der Energiepreise, Verfügbarkeit von Rohstoffen etc.). Sicher ist nur, dass Sie mit einem gut gedämmten Gebäude mit moderner Heizungstechnik keine Sorge vor steigenden Energiepreisen haben müssen.
Ihre Entscheidung für die eine oder andere Maßnahme sollte sich viel mehr auch leiten lassen von Überlegungen wie Behaglichkeit, Bauphysik, ökologischen Nutzen, Emissionen, Ressourcenverbrauch, Zukunft für die nächsten Generationen etc.

Behaglichkeit
*) Optimales Wohnklima während der Heizperiode: 45 % - 55 % rel. Raumluftfeuchte bei 19° C - 22° C !

Durch gute Dämmung lässt sich die Behaglichkeit der meisten Altbauten deutlich erhöhen. In schlecht gedämmten Häusern sind die Oberflächen der Außenwände kalt; diese kalte Abstrahlung führt dazu, dass man höhere Raumtemperaturen einstellen muss, um Behaglichkeit zu erreichen. Oft bleibt es dennoch zugig (Temperaturunterschiede Wand zu Raum) und fußkalt.
Auch der Kaltluftabfall an schlechten Fenstern kann zu Zugerscheinungen führen. Bei höheren Oberflächentemperaturen kann die Raumtemperatur gesenkt werden (vgl. Grafik links - mit deutlicher Energieeinsparung). Auch Zugerscheinungen werden mit guter Dämmung und neuen Fenstern abgestellt.
Bauphysikalisch sind gleichmäßige Temperaturen sinnvoll, weil sich an den kalten Bereichen der Außenbauteile (Gebäudekanten) Kondenswasserniederschläge bilden und somit Schimmel entstehen kann. Bei Dämmmaßnahmen sollte man auf feuchtesichere Konstruktionen achten und, falls notwendig, Dampfbremsen einbauen. Beim Einbau ist besonders auf die Anschlüsse zu achten.
Durch die dichten Anschlüsse ist jedoch der Nutzer mehr gefordert, für den notwendigen Luftaustausch zu sorgen. Dies kann entweder durch Stoßlüften (ca. alle 2 Stunden für 5-10min - Lüften durch "gekippte Fenster" ist nicht ausreichend) oder durch mechanische Lüftungsanlagen (mit / ohne Wärmerückgewinnung) erfolgen!