ENERGIEPASS


oder Energieausweis - nach Verbrauch oder nach Bedarf?

Zur ersten Frage: Pass oder Ausweis - was ist richtig? Beides - früher wurde häufiger die Bezeichnung Energiepass verwendet, heute hat sich der Begriff Energieausweis durchgesetzt und wird auch entsprechend auf den Formularen verwendet.

Zur zweiten und wichtigeren Frage: Ausweis nach Verbrauch oder nach Bedarf? Hier ist zuerst einmal zu klären, ob ein Verbrauchsausweis für Ihr Gebäude überhaupt zulässig ist. Anschließend gleich die Frage ob ein Ausweis nach dem Verbrauch das "richtige" Ergebnis darstellt.
Zuerst also - für wen ist der Verbrauchsausweis (Alternativ zum Bedarfsausweis) überhaupt möglich? Dazu folgende Grafik:

Energieausweis
Hinweis: Für Baudenkmäler muss kein Ausweis erstellt werden,
der Ausweis gilt für das gesamte Haus - und nicht für einzelne Wohnungen und
der Energieausweise ist i.d.R. 10 Jahre gültig.

Nun wissen Sie welche Art von Ausweis für Ihr Gebäude möglich ist. Wenn Sie die Wahlfreiheit haben, stellt sich jetzt für Sie die Frage: Verbrauchsausweis oder Bedarfsausweis - was ist der Unterschied?
Zuerst einmal - was haben beide Ausweise gemeinsam?
Grundlage der Verordnung: EnEV 2007 - Formblätter gem. Vorgabe
Datenaufnahme: durch Aussteller oder Eigentümer möglich, wobei eine Begehung vor Ort nicht vorgeschrieben ist; der Aussteller hat jedoch die Angaben auf Plausibilität zu prüfen
Modernisierungsmaßnahmen: Angabe einzelner Maßnahmen sind möglich
Aussteller: unabhängig; gem. gesetzlich vorgegebener Qualifikation
Und was ist dann noch der Unterschied?
Beim Verbrauchsausweis werden zur Ermittlung der zu dokumentierenden Werte die Heizkosten der letzten 3 Jahre berücksichtigt. Für den Bedarfsausweis werden dagegen normierte Werte aus den Gebäudedaten berechnet. 
Was bedeutet dies? Zunächst einmal, dass Sie beide Ausweise nicht miteinander vergleichen können, da den angegebenen Werten unterschiedliche Verfahren zugrunde liegen. Ich möchte Ihnen dies an einem Beispiel erläutern:

Angenommen Sie möchten sich ein gebrauchtes Auto kaufen. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation und den stetig steigenden Benzinpreisen suchen Sie ein spritsparendes Modell. Sie haben 4 gleichwertige Fahrzeuge zur Wahl:
Fahrzeug A: Verbrauch 6,8 Liter/100km nach Angabe des Nutzers - Preis: 12.500,- €
Fahrzeug B: Verbrauch 6,0 Liter/100km nach Angabe des Nutzers - Preis: 14.750,- €
Fahrzeug C: Verbrauch 6,4 Liter/100km nach Angabe des Nutzers - Preis: 13.900,- €
Fahrzeug D: Verbrauch 6,1 Liter/100km nach Angabe des Nutzers - Preis: 13.000,- €
Für welches Fahrzeug würden Sie sich entscheiden? Evtl. Fahrzeug B oder D. Angenommen Sie nehmen Fahrzeug B und stellen leider fest, dass Sie nicht 6,0 Liter/100km sondern 6,5 Liter/100km verbrauchen. Was ist passiert - hat man Ihnen nicht die Wahrheit gesagt? Sie können es vermutlich nicht überprüfen, da Sie den Vorbesitzer in der Regel nicht kennen. Sie erhalten aber nachträglich weitere Informationen:
Fahrzeug A: junger Fahrer, unökonomische Fahrweise, Mitnahme vieler Leute und Gepäck -
6,2 Liter/100km nach Angabe des Herstellers
Fahrzeug B: Fahrerin, ausgewogene Fahrweise, kein unnützes Gewicht im Fahrzeug -
6,2 Liter/100km nach Angabe des Herstellers
Fahrzeug C: Familie, viele Kurzstrecken, Nutzung auch als Urlaubsfahrzeug mit Anhänger -
6,0 Liter/100km nach Angabe des Herstellers
Fahrzeug D: älteres Ehepaar, Lehrgang im spritsparenden Fahren, idealer Streckenmix -
6,3 Liter/100km nach Angabe des Herstellers
Und Ihr Fahrstil? Passt auf keines der vorgenannten Schemen. Allerdings liegt Ihr Verbrauch meist ca.  0,3 Liter/100km über den normierten und nach einheitlichen Vorschriften gerechneten Angaben des Herstellers. Daher wäre in diesem Fall Fahrzeug C (anstatt Fahrzeug B oder D) die richtige Entscheidung gewesen - was Ihnen dann langfristig Kosten einspart.  
So ähnlich stellt sich auch die Situation bei Gebäuden dar - leider ist es dabei noch etwas komplizierter. Bei einem Verbrauchsausweis wissen Sie nie genau wie das Gebäude die letzten 3 Jahre genutzt wurde (Leerstand, Anteil älterer Paare oder Familien, usw.). Und beim Bedarfsausweis? Dieser wird unabhängig von den Nutzern, d.h. gebäudespezifisch berechnet. Auch hier erhalten Sie nicht Ihren tatsächlichen Verbrauch - allerdings können Sie aufgrund der normierten Berechnung die unterschiedlichen Gebäude besser vergleichen - und dies kann bei den Nebenkosten entscheidend sein.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen die Vor- bzw. Nachteile der beiden Ausweise darlegen. Zum Schluss noch eine Bemerkung zu den Kosten: Wie Sie meiner Beschreibung evtl. entnehmen konnten, sind die Angaben für einen Verbrauchsausweis einfach zu ermitteln. Für die Berechnung der normierten Werte eines Bedarfsausweises ist dagegen ein sehr viel höherer Aufwand erforderlich. Daher kostet ein Verbrauchsausweis auch nur ca. 1/5 bis 1/4 gegenüber einem Bedarfsausweis.
In einem persönlichem Gespräch kann ich Ihnen dies gerne näher erläutern. Hierzu können Sie einfach den Kontakt nutzen.